Mein Solaranlagenfilter für die Anlage vom Nachbarn:
Problem:
Seit Errichtung der PV-Anlage habe ich auf 2m extreme Störungen sobald die Sonne scheint.
Auf FM zeigt mein IC-706MK2G bis zu 9+50dB an und gelegentlich wird sogar der ganz zu
gedrehte Squelch geöffnet. Auf SSB sind die störungen bei S9.
Bei guter Sonneneinstrahlung ist auch das 40m-Band völlig tot mit S9+5dB auf AM, gemessen mit
meinem IC-7600 am Kurzwellendipol.
Auch auf CB ist etwas Geknatter in SSB sobald die Sonne scheint, wenn auch nur bis S2.
Material:
4 Strippen für Solaranlagen 1500V 4mm² 3m lang,
1 Set Krimpzange mit MC4-Steckern und 2 Spezialschlüsseln
4 dicke blaue Ringkerne von Pollin die gut für UKW gehen, Werte weiß ich nicht mehr. Die waren angeblich von Epcos bzw TDK.
4 dicke graue rauh beschichtete Ringkerne von Pollin AL=3600nH/Wurzel(n). Ich vermute die waren von Kaschke aus Göttingen.
2 kleine graue glatt beschichtete Ringkerne von Pollin AL=6600nH/Wurzel(n), völlig unbekannter Hersteller.
Die PV-Anlage besteht aus 2 Paneln die als eigener Strang in den WR gesteckt werden.
Der WR ist unter den Panels montiert. An den Panels sind fertig konfektionierte Kabel
mit MC4-Steckern angelötet und vergossen.
Mein Nachbar hat vor die Panels selbst und den WR noch zu erden.
Die Idee:
Einen Filter aus Verlängerungskabeln zu bauen um es zwischen die Panel und dem WR zu stecken.
Weil das Kabel und die MC4-Stecker wasserdicht sind und die Kerne beschichtet gibt es keine
Notwendigkeit für ein Gehäuse. Auf Kondensatoren muß daher verzichtet weden.
Versuche vorab:
Ich hatte mal einen Adapter gebastelt aus einem durchgeschnittenem PL-Kabel, Schirmung wieder verbunden, und den Mittelpunktleiter mit 8 Windungen 0,75mm² durch jeweils einen zu prüfenden Kern gezogen.
Ohne Kern 2m SSB : S9
blauer Kern : S2 !!!
dicker grauer Kern : S4
glatter grauer Kern: S4
Obwohl die grauen Kerne eigentlich viel höhere AL-Werte haben als der blaue ist der blaue auf 2m Offensichtlich deutlich effektiver!
Aufbau:
Die 2 Kabel eines Strangs gehen vom WR erst durch je einen blauen Kern mit 7 Windungen,
dann gemeinsam mit 3 Windungen durch den kleinen glatten grauen Kern als Gleichtaktdrossel,
dann wieder einzeln durch einen dicken grauen Kern mit 8 Windungen.
Die Kabel habe ich ca um 50cm gekürzt so daß sie nur noch 2,5m lang sind.
Weil das Kabel wenig flexibel ist konnte ich es nicht eng auf die Kerne wickeln.
Stattdessen sind die Windungen mit ca 30mm Radius gewickelt.
Daher ist recht viel Kabel auf den Kernen und das ganze Knäuel etwa 60cm lang.
Anders als vorab vermutet kann man die MC4-Stecker zwar auseinander schrauben, aber man bekommt den Stecker trotzdem nicht ab!
Da sind am gecrimpten Teil Wiederhaken die einmal eingerastet nicht mehr gelöst bekommt.
Daher hatte ich nicht erst mit wenigen Kernen experimentiert sondern gleich den "Overkill" mit 10 Kernen angestrebt.
Mein Nachbar sagte er wolle demnächst die Panels und auch den Wechselrichter noch erden.
Das war für mich der Grund warum ich die kleinen grauen Kerne als Gleichtaktdrossel einfügte.
Wenn der HF-Strom auf beiden Leitungen gleich sein muß weil der Kern das so erzwingt dann kann kein HF-Strom über die Erdungsleitungen abfließen.
Somit können dann die Erdungsleitungen auch nicht anfangen zu strahlen.
Erwartung:
Ich hoffe daß die blauen Kerne praktisch alles um 150MHz herum abblocken,
die kleinen grauen Kerne einen symmetrischen HF-Stromfluß auf KW erzwingen
und die großen Kerne dann den KW-Bereich abblocken.
Ferner hoffe ich daß die kleinen Kerne verhindern daß HF über die Erdungskabel abfließen kann
und so keine unsymmetrische Ströme in den DC-Leitungen erzeugt wird.
Erster Eindruck:
Es war am 15.4. sehr bewölkt und morgens war auf 40m das Geschrabbel nur(!) bei S9 auf dem IC7600 in AM. Auf 2m SSB war die Störung so bei S2, in FM so bei S5.
Während der Montage der Filter war die Anlage aus und die Störungen auf 40m ganz und auf 2m SSB fast (?) weg. Es scheint eine weitere störende PV-Anlage im Dorf zu sein die aber sehr weit weg ist.
Nach der Montage war der Störpegel genau so niedrig wie bei ganz abgeschalteter PV-Anlage.
23.4. Bei gelegentlicher starker Sonneneinstrahlung war der QRM auf 2m bei S9 statt S9+50dB, also schon eine Verbesserung die aber nicht ganz ausreicht.
Mit der Wirkung auf KW bin ich soweit zufrieden obwohl am Tage mit Bewölkung auf 160m auf AM ein Störpegel von S8 bzw S5 auf SSB vorhanden ist. Der klingt aber nicht nach Schaltregler sondern eher nach QRN.
Man muß schon auseinander halten welche Störquelle wie stört. Jetzt ist noch ein Weidezaungerät hinzugekommen mit Knacksern bis S9+5dB. Aber dafür gibt es ja den Noiseblanker.
Auch die Störungen auf 40m sind weg.
Ausblick:
Ich hoffe der Nachbar erdet seinen Wechselrichter wie angekündigt und vielleicht kommt auch etwas Alufolie vom WR bis zu den blauen Kernen hinzu die dann mit dem WR verbunden wird um ebenfalls geerdet zu sein. So sollten die 10cm Leitungsstummel auch nicht mehr senden.
An der 230V-Seite könnte eine geerdete Schirmung auch helfen.
Ein einphasiger Netzfilter zwischen WR und 230V-Netz könnte auch etwas bringen, je nach nicht vorhandenem Schaltungsaufwand im Gerät.
Man könnte eventuell auch einen Faradayschen Käfig aus Kaninchendraht um die ganze PV-Anlage bauen, bin mir aber nicht sicher ob ich das dem Nachbarn vermitteln kann.
73, Carsten