Also zu allererst einmal ein ganz großes und gar riesiges Dankeschön an Dich für diese neuen Fakten!
Je mehr Daten wir haben, desto leichter kann man eine Strategie entwickeln. Ich versuche einmal, auf einzelne Punkte einzugehen.
OM Waldheini hat geschrieben: ↑So 30. Jun 2019, 11:49Auf der Suche nach Frequenzspektrum für kommerzielle Datenkommunikation zwischen Luftfahrzeugen und Bodenstationen (Aeronautical Mobile Service; AMS) droht das 2-m-Band als potentiell geeignetes Band in die Untersuchungen für eine gewünschte neue AMS-Zuweisung mit einbezogen zu werden.
In jedem Fall wäre es sehr, sehr nützlich, zu wissen, was genau mit "kommerzieller Datenkommunikation" gemeint ist, in concreto ob der beabsichtigte Dienst tatsächlich zwingend auf dem 2 m-AFu-Band laufen muß oder ob man dafür andere Wege wie z.B. LTE oder gar das AM-Flugband einsetzen könnte. Bei der Gegenargumentation seitens der IARU und dessen Mitgliedern dürfte es wesentlich leichter sein, wenn man weiß, welche Funkdienste hier ganz konkret beabsichtigt sind.
Falls das stimmt, was der französische OM da ermittelt hat und was von anderen OMs ebenso gesehen wird (Stichwort Thales), könnte eine Argumentation schwierig werden. Will Thales dagegen "nur" in Kriegsgebieten Flugzeuge auf den Boden lotsen, dann gäbe es demnächst auch andere Lösungen wie die,
die gerade vom DLR entwickelt würden. Warum ist das wichtig? In einem Fall könnte man Thales nämlich gleich eine Alternative vorschlagen, was den Standpunkt der IARU deutlich verbesserte, im anderen Fall würde es für uns halt schwierig. Zumindest wäre es für genau den Fall, daß wir nicht rechtzeitig herausbekommen, was Thales & Co. eigentlich genau vorhaben, hilfreich, mehrere alternative Pläne im Koffer zu haben, um bei der Konferenz irgendwann eine geeignete Argumentation fix und fertig vorbereitet in der Tasche zu haben.
Auch wenn ich hier LTE einwerfe: Für den Verteidigungsfall ist LTE eigentlich eher ungeeignet, das weiß ich natürlich auch.
OM Waldheini hat geschrieben: ↑So 30. Jun 2019, 11:49Es hängt letztendlich davon ab, ob sich genügend CEPT-Verwaltungen (48!) in unserem Sinne dagegen entscheiden, den Frequenzbereich 144 – 146 MHz in den französischen Vorschlag einzubeziehen, bevor dieser zu einem gemeinsamen CEPT-Vorschlag wird. Das Kriterium lautet: Mindestens zehn CEPT-Länder müssen dafür sein, nicht mehr als sechs Länder dagegen.
Hier sind im weitesten Sinne alle Funkamateure gefordert. Es ist besonders wichtig, dass der Amateurfunk mit einer Stimme spricht. Einzelinitiativen, eventuell mit "direkten Drähten" nach Berlin und/oder Brüssel helfen da nicht weiter. Im Gegenteil, sie können massiv unserem Anliegen schaden, weil sie möglicherweise einem systematischen Vorgehen die Wirkungskraft nehmen.
Mit Verlaub, das sehe ich komplett konträr. Thales (oder wer auch immer dahintersteckt) hätte es dann mit genau einem Gegner zu tun und muß nur genau eine einzige Strategie entwickeln, um diesen Gegner auszuschalten. Das ist natürlich deutlich leichter, als wenn Thales gleich mehrere Baustellen auf dem Schachbrett hat, auf denen es zu argumentieren gilt. Die IARU und deren Mitgliedsverbände verdienen unsere einhundertprozentige Unterstützung, aber wenn noch weitere Kapazitäten und Strategien zur Verfügung stehen, die eine Verteidigung des Bandes unterstützen, sollten diese
in jedem Fall wahrgenommen werden, ob das nun dem DARC gefällt oder nicht. (Und das sage ich als DARC-Mitglied.)
OM Waldheini hat geschrieben: ↑So 30. Jun 2019, 11:49Was wir aber alle tun können: Sicherstellen, dass auf dem 2-m-Band, wie auch auf den anderen Bändern, der Amateurfunk als eine wichtige gesellschaftliche Bereicherung wahrgenommen wird, der seinem gesetzlichen Auftrag (ITU Radio Regulation Artikel 25 und AFuG) angemessen nachkommt.
Inhalte und Stil von Amateurfunkaussendungen sollten von einer technischen und operativen Kompetenz bestimmt sein, Aus- und Eigenbildung von Jugendlichen und Erwachsenen hervorheben sowie technische Ideen und Lösungen beinhalten (WSJT, SDR-TRX, OSCAR, DATV, Funkwetter,
u.v.a.m.). Nicht zuletzt muss der Notfunk als einzige Kommunikations-Plattform bei Ausfall der öffentlichen Telekommunikation entsprechend herausgestellt werden.
Damit bin ich 100% d'accord. Dennoch wüßte ich gerne, ob eine laute Stimme auf dem Band alleine schon ausreicht oder ob es noch weiterer Argumentationshilfen gegenüber der WRC-23 bedarf. Faktisch sieht es so aus: Thales sagt: "Wir wollen haben, weil..." und die IARU sagt: "Wir wollen behalten, weil..." Die WRC-23 guckt mit langen Gesichtern in die Akten und fragt sich: "Ei, was ist denn wichtiger? Militärische Nutzung und Arbeitsplätze oder ein paar Hobby-FAe?" Ich fürchte, da kann ich mir schon ausmalen, wie die Entscheidung ausgehen wird. Das Argument mit dem Notfunk zieht eigentlich nur dann, wenn drei Tage vor der WRC-23 irgendwo ein Erdbeben war und der AFu tatsächlich Leben gerettet hat, ansonsten wird dieses Argument eher weggewischt. Was die Aus- und Eigenbildung betrifft kommt es ganz darauf an, was für Köpfe da bei der WRC-23 sitzen; da hilft mir nicht mal meine Glaskugel weiter.
So leid es mir tut, aber in der öffentlichen Wahrnehmung steht AFu leider sehr schlecht da. Früher, also vor dem Handyzeitalter, waren wir angesehen. Heute werden wir als Ewiggestrige belächelt. Die meisten Bürger da draußen stellen sich bei dem Thema irgendwelche TRX aus den 70er Jahren vor. Digitale Betriebsarten wie D-Star, DMR oder C4FM oder gar
Satelliten-, EME- und interplanetare Kommunikation können sich die meisten ebensowenig vorstellen, wie daß fast alle Astronauten der ISS FAe sind und daß man sich per AFu mit ihnen in ihrer Freizeit unterhalten kann. AFu wird in der Öffentlichkeit zumindest in Europa (in den USA ist das völlig anders!) als veraltet und verkrustet wahrgenommen - da müssen wir den Tatsachen einfach ehrlich ins Auge sehen. Hier liegt auch der Hase im Pfeffer, warum wir aus der neuen "Maker-Szene" fatalerweise kaum Nachwuchs rekrutieren können. Zwar sitzen bei der WRC-23 Leute, die sehr wohl wissen was AFu ist und die das auch zu würdigen wissen, aber ich fürchte, daß am Ende unterbewußt AFu eben doch als "Spielerei" abgetan wird, auch wenn z.B. die AMSAT-DL mit der NASA, der ESA und dem DLR eng zusammenarbeitet.
Die Idee, Jugendliche und Erwachsene für AFu zu gewinnen, ist zwar grundsätzlich völlig richtig, aber ich fürchte, da rennt uns ein wenig die Zeit davon. Der DARC und die anderen Verbände sollten meiner Ansicht nach massiv und mit energischem Nachdruck auf die Maker-Szene losgehen und versuchen, dort Neulinge für den AFu zu gewinnen.
AFu und Maker-Szene gehören zusammen! Das würde das wahrnommene Bild von AFu in der Öffentlichkeit nachhaltig verändern, dies würde sich auch auf die WRC-23 niederschlagen und das würde sich zu unseren Gunsten auswirken. (Ob es reicht, weiß ich nicht, aber es wären immerhin Punkte für uns.)
Wenn AFu in den USA ganz anders wahrgenommen wird als bei uns, was genau machen die Amis denn anders? Kann man von den Amis lernen?
OM Waldheini hat geschrieben: ↑So 30. Jun 2019, 11:49Wann immer wir uns im Ringen um den erfolgreichsten Weg auseinanderdividieren (lassen), verlieren wir an Kraft in diesem ungleichen Kampf.
Wir haben gerade vor ein paar Tagen wieder vernehmen können, was bestimmten Investoren "1 MHz Bandbreite" wert ist.
???
OM Waldheini hat geschrieben: ↑So 30. Jun 2019, 11:49Unser "Kapital" ist der gesellschaftliche Beitrag zum Einsatz und Vermitteln von technischem Wissen und Begeisterung für die Funktechnik über das gesamte derzeit nutzbare Frequenzspektrum (137 kHz bis 250 GHz). Das hat uns bisher die Privilegien gesichert, um die uns andere Funkdienste nur beneiden.
Dieses "Kapital" liegt aber größtenteils verstaubt in der Schublade. Und solange DARC & Co. nur irgendwelche Urkunden und Preise für irgendwelche (Verzeihung!) "blödsinnigen" Conteste an irgendwelche Steckdosenfunker vergeben, die noch nicht einmal das ohmsche Gesetz kennen und für die Prüfung nur auswendig gelernt haben, tue ich mich beim Glauben an das "Vermitteln von technischem Wissen" etwas schwer.
Pardon, man möge mir bitte meine harte Wortwahl nachsehen. Ich will hier niemandem zu nahe treten, aber das Bild des Amateurfunks in der Öffentlichkeit sieht halt nicht sehr gut aus.
OM Waldheini hat geschrieben: ↑So 30. Jun 2019, 11:49Die in unserer Stellungnahme aufgeführten Argumente und Bedenken haben zusammen mit weiteren formalen Einwänden der BNetzA dazu geführt, dass sich zunächst nur der deutsche Vertreter gegen die Einbeziehung des Frequenzbandes 144-146 MHz in Studien ausgesprochen hat.
Will niemand hören, aber außer dem DARC und der
REF hatte ich auf den ersten Blick bei anderen Verbänden keinen Piep von der drohenden Wegnahme des 2 m-Bandes gelesen. Da drängt sich mir die Frage auf, wie das die anderen Verbände der Region 1 sehen. Ein bißchen mehr Druck hätte ich da schon erwartet.
OM Waldheini hat geschrieben: ↑So 30. Jun 2019, 11:49Eine gemeinsame Strategie wurde dabei abgestimmt.
Und wie lautet diese?
73 de Daniel
PS: Also nochmal: Es geht mir nicht darum, irgendwelchen Funkamateuren oder Verbänden auf die Füße zu treten. Mich interessiert nur, daß wir uns so darstellen können, daß es uns am Ende gelingt, das 2 m-Band zu behalten. Nur darum geht's!