10W EIRP? Was bedeutet das?

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Brock
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10W EIRP? Was bedeutet das?

#1

Beitrag von Brock »

Als Funkamateur der Klasse 3 darf man bis zu max 9,99W Leistung nutzen, aber leider nicht 10W Geräteausgangsleistung, sonder EIRP.
Das wird für technisch unbedarfte etwas schwer, ich versuche es daher mal mit einfachsten Erklärungen:

Als Antennengrundlage für EIRP steht zunächst ein theoretisches Antennenmodell, der isotropische Kugelstrahler. Diese nur in der Theorie existierende Antenne hat nicht nur die Form einer Kugel, sondern strahlt auch die elektromagnetischen Wellen absolut gleichmäßig in alle Richtungen ab.
Also nicht nur einfach kreisförmig wie eine Vertikale Antenne (von oben gesehen) sondern auch von der Seite betrachtet nach oben und nach unten. Die wellen werden quasi so abgestrahlt, als würde man einen runden Luftballon immer weiter aufblasen (nur dass der irgendwann platzen würde), die Energie verteilt sich dabei perfekt gleichmäßig in jede Richtung.
In der Praxis gäbe es zumindest am Einspeisepunkt (Übergangspunkt von Antennenkabel zur Antenne) eine Einbuchtung, einen toten Bereich.
Es sind also 10 W Geräteausgangsleistung gemessen an diesem isotropischen Kugelstrahler erlaubt. Der einfach Dipol (1/4 lamda Drahtlänge für Seele, 1/4 lamda Drahtlänge für Masse) hat gegenüber dem Kugelstrahler einen Gewinn von 2,15 dB. Diese dB entsprechen einem bestimmten Faktor, der entweder für Gewinn oder Verlust berechnet wird (Einfach ausgedrückt!). 2,15dB Gewinn bedeutet einem Faktor von 1,64 , um den ich meine bisherigen 10W reduzieren muß, um trotzdem bei den 10 W EIRP zu bleiben.
(Egal wieviel Gewinn meine Antenne bringt, ich darf nie mehr als 10 W EIRP, also quasi "effektive abgestrahlte Antennensendeleistung" haben.)
Teile ich nun meine 10 W EIRP durch den bisher ermittelten Faktor 1,64, so komme ich aufgerundet auf 6,1 W Sendeleistung, die ich am Geräteausgang noch haben darf. Und das schon nur bei einem Dipol. Wenn ich eine Richtantenne wie z.B. eine Yagi verwende, die 10 dB Gewinn hat, so wird es sich richtig drastisch verringern. Denn 10dB bedeuten einen Gewinn vom Faktor 10 (bezogen auf den Dipol!!!), so muß ich meine vorher ermittelten 6,1 W durch 10 teilen, und komme somit auf gerade mal 0,6 W Geräteausgangsleitung, die ich an dieser Yagi nutzen darf, um nicht über meine 10W ERIP zu kommen.

Aber: Auch der Verlust darf in die Rechnungen eingerechnet werden, denn Verluste z.B. durch längeres Antennenkabel haben wir noch gar nicht brücksichtigt!
Wie hoch die Dämpfung eines Koaxkabels ist, kann man aus unzähligen Tabellen im Internet entnehmen.
Beispiel: RG 213 hat auf 435 MHz eine Dämpfung von 15 dB auf 100m Kabellänge. Nun haben wir aber nur 20 m Kabellänge verlegt, also gerade mal ein fünftel. 15/5 ergibt aber immer noch 3 db Dämpfung, die von dem Gewinn der Antenne direkt abziehen darf, im Fall der Yagi also 10dB minus die 3 dB. Es bleiben 7 dB, die ich neu berechnen muß. 7 dB entsprechen dem Faktor 5, ich darf dann also schon mal 1,2 W Geräteausgangsleistung haben, um mit der Yagiantenne (die 10dB Gewinn hat) nicht über meine 10W EIRP zu kommen. Diese Rechnung geht auch einfacher, meine 3 dB Kabelverlust entsprechen dem Faktor 2, ich darf dann also das doppelte an Leistung haben, als wenn ich keine Verluste durch das Kabel hätte.
Zuletzt geändert von Brock am Mi 29. Dez 2004, 09:55, insgesamt 1-mal geändert.
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