Du hast oben alle relevanten Punkte angesprochen.
Unterstützung der Rettungs- und Hilfsdienste durch (Nicht-BOS-) Funker wäre auch hierzulande vonnöten. Das Thema Kommunikation wird in vielen Regionen von den zuständigen Behörden eher stiefmütterlich behandelt. Nach dem Motto: "Für unsere eigenen Leute haben wir den 4- und 2-m-Funk (zukünftig Digitalfunk) sowie Mobil- und Festnetztelefone, das muß reichen." Ich kenne KatS-Behörden, die sehen für bestimmte Einsatzkräfte ausschließlich Handys vor, obwohl bei den geringen Distanzen CB-Handfunkgeräte besser und im Ergebnis preiswerter wären. Hinzu kommt die Möglichkeit digitaler Datenübertragung via CB und AFu, was 98 % der BOS mit eigenen Mitteln nicht möglich ist.Alexander hat geschrieben:Man könnte nun argumentieren, dass wir in Deutschland froh sein können, dass unsere BOS-Dienste so gut auf- und ausgebaut sind, dass derartige Hilfe von den Funkern nicht nötig ist. Ich traue mich zu wetten, dass der Katastrophenschutz an Oder un Elbe bzgl. der Kommunikation in einem erneuten Vorfall ähnlich wie damals versagen wird.
Das einzige, was in Deutschland bei den BOS sehr gut funktioniert, ist die schnelle Hilfeleistung nach kleineren Ereignissen (Verkehrsunfälle, Hausbrände etc.). Bei Katastrophen, die zeitlich, räumlich und kräftemäßig solche Kleinereignisse erheblich übersteigen, kommen die KatS-Strukturen z.T. sehr schnell an ihre Grenzen - gerade auch im IuK-Bereich. (Generelle Aussagen sind hier allerdings problematisch, weil es nicht nur zwischen den 16 Ländern, sondern z.T. auch zwischen einzelnen Kreisen desselben Landes starke Unterschiede geben kann.)
Danke für Deine Erläuterung der Situation in Italien. Schon als ich mich vor ein paar Jahren mit dem dortigen Zivilschutz beschäftigt habe, ist mir die starke Einbindung von Hobbyfunkern (Sammelbegriff ) positiv aufgefallen.Alexander hat geschrieben:Was viele nicht wissen (und auch nicht wissen wollen), der CB-Funk ist in Italien unmittelbar in den Katastrophenschutz eingebunden. Sie werden auch als tatsächliche Hilfskräfte zur Kommunikation angefordert und eingesetzt. Obwohl die Gefahr für die Menschen dort im Moment nicht besonders hoch ist, stehen rund um den Vulkan Ätna (er ist seit Sonntag wieder ziemlich aktiv) zahlreiche Funkfreunde bereit um die Kommunikation aufrecht zuerhalten. (Die Geschäfte, Hotels, die Seilbahn und die wenigen Bewohner haben nur Funktelefone und wie schnell die ausfallen können wissen wir)
Was bei uns kaum auf Gegenliebe stößt: Dafür steht bestimmten Funkstationen - organisiert u.a. in der FIR-CB - http://it.wikipedia.org/wiki/Federazion ... zen's_Band fast der gesamte Frequenzbereich zwischen 25,5 bis 28,5 MHz (ja auch im 10m-Band!!!) zu Verfügung. Auch bei 160MHz und auf 43MHz sowie ein paar Frequenzen im UHF-Bereich dürfen benutzt werden. Für ihre Aufgaben im Zivilschutz sind die CB-Funker direkt dem Ministerium für Kommunikation unterstellt. Wer der italienischen Sprache mächtig ist - und ich bin es - der hört (wenn das Band offen ist) mindestens einmal in der Woche Übungen für den Notfall. Bei den letzten Erdbeben in der Mitte des Stiefels, waren es die CB-Funker, welche wirkungsvoll helfen konnten.
Das ist auch in anderen Ländern der Fall. In Polen und Rußland wird der Kanal 9 (und teilweise ebenfalls die 19) von Polizei und Rettungsdiensten abgehört. Dort existieren z.T. sogar gesetzliche Regelungen für den Notrufkanal.Alexander hat geschrieben:Wer z.B. mit dem LKW oder dem Auto den Brenner überquert hat, der wird - wenn er es macht - manchmal darauf hingewiesen doch bitte den Kanal 9 nicht (oder nur im Notfall) zu nutzen. Die freundlichen und höflichen Durchsagen kommen direkt von der jeweiligen Questura (Polizeidirektion) Denn dort steht überall in den Einsatzzentralen ein CB-Funkgerät.
Neben dem allgemeinen Desinteresse einiger KatS-Behörden am gesamten Thema Kommunikation (s.o.) sind allerdings auch die deutschen Hobbyfunker für das - von Dir zu recht beklagte - Darniederliegen des Notfunks verantwortlich. Ein schönes Beispiel dafür ist die Webseite des DARC-Notfunkreferates. Dort findet sich ein Dokument mit folgenden Sätzen:Alexander hat geschrieben:... also diese Notfallkoffer, die gibt es auch in Deutschland und in zahlreichen Ortsvereinen. Wer öfter in Weinheim oder in Friedrichshafen ist, der findet dort auch in schöner Regelmäßigkeit, die Stände des Notfunkreferates des DARC e,V. und die entsprechenden Menschen in de Referaten. Die Referate sind da, die Menschen die bereit sind zu helfen auch - nur eingesetzt bzw. benötigt werden sie offenbar nicht. Zumindest nicht in der offiziellen Leseart.
[...]
Und bei uns? Auch wenn es höhnisch klingt: Die Vereine, Verbände und Clubs, haben selbst dazu beigetragen dass der CB-Funk seinen Ruf endgültig bei den Behörden verloren hat. Und ob es uns gefällt oder nicht, der Amateurfunk hat in Saxhen Notfunk den gleichen Stellenwert.
Wenn der zuständige Sachbearbeiter einer beliebigen KatS-Behörde diese Einlassungen liest, wird er von einer eventuellen Anforderung des DARC sofort Abstand nehmen. Warum? Das ganze wirkt zu locker, zu unverbindlich, zu wenig organisiert. Schon der erste Satz, wonach FAs weder insgesamt noch in Teilen eine Hilfsorganisation sind, muß bei den KatS-Verantwortlichen Alarm auslösen, denn sie haben tagtäglich vor allem mit Hilfsorganisationen zu tun.Die Funkamateure sind jedoch weder insgesamt noch in Teilen eine Hilfsdienstorganisation, sondern die nationale Vertretung der Funkamateure der Bundesrepublik Deutschland in der IARU. Daraus folgt:
- Funkhilfe jedweder Art muss freiwillig und amateurfunkspezifisch sein.
- Funkhilfe in - in Ausnahmefällen - organisierter Form bedarf der ausdrücklichen und offiziellen Anforderung, und zwar im Falle des internationalen Katastrophenfunks durch die betroffenen Staaten oder eine Bundesbehörde, im Falle des nationalen Amateur-Notfunks durch Landesregierungen, Regierungspräsidien, Landkreise, kreisfreie Städte oder große kreisangehörige Städte.
- Die Organisation der Funkhilfe soll auf das geringstmögliche Maß beschränkt werden. Jeder Kontakt mit in- und ausländischen Behörden muss unter diesen Prämissen
stehen.
Sollte also bei CB- und Amateurfunkern der Wunsch bestehen, im Katastrophenfall mittels Notfunk zu helfen, dann müssen sie das Thema anders angehen. Zunächst braucht es eine etwas festere Organisationsform (muß kein e.V. sein) mit festen Ansprechpartnern für die Behörden. (Ein Landrat kann sich im Katastrophenfall mit tausenden Betroffenen und ebensovielen Einsatzkräften nicht mit jedem einzelnen "Zivilfunker" individuell beschäftigen. Das geht einfach nicht.) Sodann sollten sich diese hilfswilligen Funker über ihre technischen und organisatorischen Möglichkeiten klar werden (Frequenzen, Betriebsarten, evtl. mobiler Einsatz). Danach können sie an die zuständige Behörde mit einem Grobkonzept herantreten und Gespräche aufnehmen. Und dann dürfte einer gedeihlichen Zusammenarbeit kaum noch etwas im Wege stehen. (Die oben erwähnten italienischen Notfunkgruppen könnten insoweit als Vorbild dienen.)
Abschließend noch zwei Links mit m.E. positiven Beispielen aus dem Amateurfunkbereich:
Notfunk Deutschland e.V. (Hessen, NRW, Baden-Württemberg)
Notfunkreferat im DARC-Distrikt Brandenburg
73 de Krenkel