Zwangsverpflichtung der Funkamateure in Krisenfällen

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Krenkel
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Re: Zwangsverpflichtung der Funkamateure in Krisenfällen

#31

Beitrag von Krenkel »

Hallo Alexander!

Du hast oben alle relevanten Punkte angesprochen. :)

Alexander hat geschrieben:Man könnte nun argumentieren, dass wir in Deutschland froh sein können, dass unsere BOS-Dienste so gut auf- und ausgebaut sind, dass derartige Hilfe von den Funkern nicht nötig ist. Ich traue mich zu wetten, dass der Katastrophenschutz an Oder un Elbe bzgl. der Kommunikation in einem erneuten Vorfall ähnlich wie damals versagen wird.
Unterstützung der Rettungs- und Hilfsdienste durch (Nicht-BOS-) Funker wäre auch hierzulande vonnöten. Das Thema Kommunikation wird in vielen Regionen von den zuständigen Behörden eher stiefmütterlich behandelt. Nach dem Motto: "Für unsere eigenen Leute haben wir den 4- und 2-m-Funk (zukünftig Digitalfunk) sowie Mobil- und Festnetztelefone, das muß reichen." Ich kenne KatS-Behörden, die sehen für bestimmte Einsatzkräfte ausschließlich Handys vor, obwohl bei den geringen Distanzen CB-Handfunkgeräte besser und im Ergebnis preiswerter wären. Hinzu kommt die Möglichkeit digitaler Datenübertragung via CB und AFu, was 98 % der BOS mit eigenen Mitteln nicht möglich ist.

Das einzige, was in Deutschland bei den BOS sehr gut funktioniert, ist die schnelle Hilfeleistung nach kleineren Ereignissen (Verkehrsunfälle, Hausbrände etc.). Bei Katastrophen, die zeitlich, räumlich und kräftemäßig solche Kleinereignisse erheblich übersteigen, kommen die KatS-Strukturen z.T. sehr schnell an ihre Grenzen - gerade auch im IuK-Bereich. (Generelle Aussagen sind hier allerdings problematisch, weil es nicht nur zwischen den 16 Ländern, sondern z.T. auch zwischen einzelnen Kreisen desselben Landes starke Unterschiede geben kann.)

Alexander hat geschrieben:Was viele nicht wissen (und auch nicht wissen wollen), der CB-Funk ist in Italien unmittelbar in den Katastrophenschutz eingebunden. Sie werden auch als tatsächliche Hilfskräfte zur Kommunikation angefordert und eingesetzt. Obwohl die Gefahr für die Menschen dort im Moment nicht besonders hoch ist, stehen rund um den Vulkan Ätna (er ist seit Sonntag wieder ziemlich aktiv) zahlreiche Funkfreunde bereit um die Kommunikation aufrecht zuerhalten. (Die Geschäfte, Hotels, die Seilbahn und die wenigen Bewohner haben nur Funktelefone und wie schnell die ausfallen können wissen wir)

Was bei uns kaum auf Gegenliebe stößt: Dafür steht bestimmten Funkstationen - organisiert u.a. in der FIR-CB - http://it.wikipedia.org/wiki/Federazion ... zen's_Band fast der gesamte Frequenzbereich zwischen 25,5 bis 28,5 MHz (ja auch im 10m-Band!!!) zu Verfügung. Auch bei 160MHz und auf 43MHz sowie ein paar Frequenzen im UHF-Bereich dürfen benutzt werden. Für ihre Aufgaben im Zivilschutz sind die CB-Funker direkt dem Ministerium für Kommunikation unterstellt. Wer der italienischen Sprache mächtig ist - und ich bin es - der hört (wenn das Band offen ist) mindestens einmal in der Woche Übungen für den Notfall. Bei den letzten Erdbeben in der Mitte des Stiefels, waren es die CB-Funker, welche wirkungsvoll helfen konnten.
Danke für Deine Erläuterung der Situation in Italien. Schon als ich mich vor ein paar Jahren mit dem dortigen Zivilschutz beschäftigt habe, ist mir die starke Einbindung von Hobbyfunkern (Sammelbegriff :wink:) positiv aufgefallen.

Alexander hat geschrieben:Wer z.B. mit dem LKW oder dem Auto den Brenner überquert hat, der wird - wenn er es macht - manchmal darauf hingewiesen doch bitte den Kanal 9 nicht (oder nur im Notfall) zu nutzen. Die freundlichen und höflichen Durchsagen kommen direkt von der jeweiligen Questura (Polizeidirektion) Denn dort steht überall in den Einsatzzentralen ein CB-Funkgerät.
Das ist auch in anderen Ländern der Fall. In Polen und Rußland wird der Kanal 9 (und teilweise ebenfalls die 19) von Polizei und Rettungsdiensten abgehört. Dort existieren z.T. sogar gesetzliche Regelungen für den Notrufkanal.

Alexander hat geschrieben:... also diese Notfallkoffer, die gibt es auch in Deutschland und in zahlreichen Ortsvereinen. Wer öfter in Weinheim oder in Friedrichshafen ist, der findet dort auch in schöner Regelmäßigkeit, die Stände des Notfunkreferates des DARC e,V. und die entsprechenden Menschen in de Referaten. Die Referate sind da, die Menschen die bereit sind zu helfen auch - nur eingesetzt bzw. benötigt werden sie offenbar nicht. Zumindest nicht in der offiziellen Leseart.

[...]

Und bei uns? Auch wenn es höhnisch klingt: Die Vereine, Verbände und Clubs, haben selbst dazu beigetragen dass der CB-Funk seinen Ruf endgültig bei den Behörden verloren hat. Und ob es uns gefällt oder nicht, der Amateurfunk hat in Saxhen Notfunk den gleichen Stellenwert.
Neben dem allgemeinen Desinteresse einiger KatS-Behörden am gesamten Thema Kommunikation (s.o.) sind allerdings auch die deutschen Hobbyfunker für das - von Dir zu recht beklagte - Darniederliegen des Notfunks verantwortlich. Ein schönes Beispiel dafür ist die Webseite des DARC-Notfunkreferates. Dort findet sich ein Dokument mit folgenden Sätzen:
Die Funkamateure sind jedoch weder insgesamt noch in Teilen eine Hilfsdienstorganisation, sondern die nationale Vertretung der Funkamateure der Bundesrepublik Deutschland in der IARU. Daraus folgt:

- Funkhilfe jedweder Art muss freiwillig und amateurfunkspezifisch sein.

- Funkhilfe in - in Ausnahmefällen - organisierter Form bedarf der ausdrücklichen und offiziellen Anforderung, und zwar im Falle des internationalen Katastrophenfunks durch die betroffenen Staaten oder eine Bundesbehörde, im Falle des nationalen Amateur-Notfunks durch Landesregierungen, Regierungspräsidien, Landkreise, kreisfreie Städte oder große kreisangehörige Städte.

- Die Organisation der Funkhilfe soll auf das geringstmögliche Maß beschränkt werden. Jeder Kontakt mit in- und ausländischen Behörden muss unter diesen Prämissen
stehen.
Wenn der zuständige Sachbearbeiter einer beliebigen KatS-Behörde diese Einlassungen liest, wird er von einer eventuellen Anforderung des DARC sofort Abstand nehmen. Warum? Das ganze wirkt zu locker, zu unverbindlich, zu wenig organisiert. Schon der erste Satz, wonach FAs weder insgesamt noch in Teilen eine Hilfsorganisation sind, muß bei den KatS-Verantwortlichen Alarm auslösen, denn sie haben tagtäglich vor allem mit Hilfsorganisationen zu tun.

Sollte also bei CB- und Amateurfunkern der Wunsch bestehen, im Katastrophenfall mittels Notfunk zu helfen, dann müssen sie das Thema anders angehen. Zunächst braucht es eine etwas festere Organisationsform (muß kein e.V. sein) mit festen Ansprechpartnern für die Behörden. (Ein Landrat kann sich im Katastrophenfall mit tausenden Betroffenen und ebensovielen Einsatzkräften nicht mit jedem einzelnen "Zivilfunker" individuell beschäftigen. Das geht einfach nicht.) Sodann sollten sich diese hilfswilligen Funker über ihre technischen und organisatorischen Möglichkeiten klar werden (Frequenzen, Betriebsarten, evtl. mobiler Einsatz). Danach können sie an die zuständige Behörde mit einem Grobkonzept herantreten und Gespräche aufnehmen. Und dann dürfte einer gedeihlichen Zusammenarbeit kaum noch etwas im Wege stehen. (Die oben erwähnten italienischen Notfunkgruppen könnten insoweit als Vorbild dienen.)

Abschließend noch zwei Links mit m.E. positiven Beispielen aus dem Amateurfunkbereich:

Notfunk Deutschland e.V. (Hessen, NRW, Baden-Württemberg)

Notfunkreferat im DARC-Distrikt Brandenburg


73 de Krenkel
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0kHz
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Re: Zwangsverpflichtung der Funkamateure in Krisenfällen

#32

Beitrag von 0kHz »

Eieiei, mit meiner Frage habe ich was losgetreten …

Dennoch interessant, wie verworren die Lage wenigstens auf der praktischen Ebene ist.

0kHz
kevin_DL...
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Re: Zwangsverpflichtung der Funkamateure in Krisenfällen

#33

Beitrag von kevin_DL... »

Aus gegebenen Anlass:
Wie kann man effektiv betriebsbereite Funkgeräte gegen einen EMP-Schlag schützen? Funkenstrecke in die Antennenzuleitung? Sehr schnelle Leistungsdiode vor dem Empfängereingang?
Wenn sich alle Faktoren die Waage halten, dann ist meist die einfachste Erklärung die plausibelste.
odo
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Re: Zwangsverpflichtung der Funkamateure in Krisenfällen

#34

Beitrag von odo »

kevin_DL... hat geschrieben:Aus gegebenen Anlass:
Wie kann man effektiv betriebsbereite Funkgeräte gegen einen EMP-Schlag schützen?
Gar nicht.

Sicher hilft nur eine ringsum dicht zugelötete/ zugeschweisste Metallkiste.

Alleine schon die Antennenzuführung in einen Bunker öffnet den "Kanal" für einen EMP.
:wave: :wave:
odo
Alexander
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Re: Zwangsverpflichtung der Funkamateure in Krisenfällen

#35

Beitrag von Alexander »

Hallo Krenkel....

.... das schlimme an der Sache ist: Beide - die Behörden und auch der DARC - haben irgendwo recht, das ist die tatsächliche Eigenschaft, welche den Amateurfunk inkompatibel zur "organisierten" Hilfeleistung macht.

DARC:
Der DARC bzw. seine Mitglieder wissen, dass sie weder eine Hilfsorganisation sind noch die entsprechenden Voraussetzungen mitbringen, als Kommunikationshelfer eingesetzt werden zu können. Ohne gründliche Ausbildung in der Kommunikationsanwendung im Katastrophenfall, ist die - natürlich immer ehrlich gemeinte angebotene Hilfe - eigentlich sinnlos. Es mag Ausnahmen geben, aber es reicht nicht wenn nur ein bis zwei mal im Jahr ein paar "Alibi-Übungen" stattfinden. Ich habe manchmal den Eindruck (ich weiß ich hole mir nun wieder heiße Ohren) viele Funkamateure tendieren zu der Selbstüberschätzung alles zu können, weitere Übrungen seien da nicht nötig.

Behörden:
Klar dass die Behörden (und die Ihnen unterstellten Einrichtungen) zurecht eine alleinige Kompetenz bei sich annehmen. Schließlich sind sie es, welche umfassend und nach berufsbildenden Grundlagen ausgebildet sind. Alleine (nach meinem Wissen) das THW lässt Funkamateure mehr oder weniger gleichberechtigt als Kommunikationshelfer zu. Trotzdem, die (im Vergleich zu anderen Regionen dieser Welt) geringe Anzahl von wirklichen Katastrophenfällen in Deutschland hat immer wieder gezeigt, dass die Behörden nicht immer ausreichend mit funktionierenden Kommunikationseinrichtungen ausgestattet sind. Und was den Digitalen BOS-Funk angeht, in München sind die Probleme damit deutlich größer als der Nutzen.

Ich jedoch bilde mir nicht ein umfassend und kompetent über dieses Thema schreiben zu können, dafür gibt es Leute die täglich mit solcher Kommunikation zu tun haben.

Gruß alexander
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kevin_DL...
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Re: Zwangsverpflichtung der Funkamateure in Krisenfällen

#36

Beitrag von kevin_DL... »

odo hat geschrieben:
kevin_DL... hat geschrieben:Aus gegebenen Anlass:
Wie kann man effektiv betriebsbereite Funkgeräte gegen einen EMP-Schlag schützen?
Gar nicht.

Sicher hilft nur eine ringsum dicht zugelötete/ zugeschweisste Metallkiste.

Alleine schon die Antennenzuführung in einen Bunker öffnet den "Kanal" für einen EMP.
Ich meine nicht unbedingt eine Atombombe. Ich meine mehr so was wie einen Blitzeinschlag in näherer Umgebung.
Wenn sich alle Faktoren die Waage halten, dann ist meist die einfachste Erklärung die plausibelste.
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BravoDelta23
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Re: Zwangsverpflichtung der Funkamateure in Krisenfällen

#37

Beitrag von BravoDelta23 »

Hallo,

ich weite die Geschichte mal auf den CB-Funk aus :-)

Die Sache hat zwei Seiten:

Die positive: Wenn CB-Funker (resp. lizensierte Funkamateure) offiziell "anerkannt" wären, weil sie Hilfe per Funk leisten können, täte das dem Hobby CB-Funk / lizensierter Amateurfunk und den Funkern sicherlich gut, wenn sie später mal ein Problem oder einen Wunsch an die Politik haben. "Ach ja die lizensierten Amateurfunk / CB-Funker, die haben uns super geholfen, da helfen wir auch."

In der Praxis geht es schon los: Wie kann ein CB-Funker garantieren, daß seine wichtigen Nachrichten von A nach B durchkommen?
Wie kann im CB-Funk für Ordnung gesorgt werden, wenn eine Gruppe helfen will und darf und andere CB-Funker darauf keine Lust haben und den Kanal ausgerechnet "für was anderes" nutzen möchten?

Im Amateurfunk gibt es strengere Regeln, aber vermutlich gibt es auch da OMs/OWs, die gerade "keine Lust" auf Hilfsfunk haben. Müßte man den Funkmeßdienst der BNetzA auch gleich mit anfordern? :-)

Bei Betriebsfunk oder BOS-Frequenzen ist die Sache klar, da kann die BNetzA sofort durchgreifen. Beim CB-Funk könnte sie es vielleicht, mag sie aber nicht, weil das eine Schraube ohne Ende wäre.

Und da sind wir bei den negativen Seiten:

Weil Katastrophenhilfe organisiert und geübt werden muß, könnte es passieren, daß eine Hobby-Funk-Gruppe, die es geschafft hat, anerkannt zu werden, permanent zu Tagungen, Gesprächen, Übungen und und und gebeten wird und wehe, es ist von denen keiner vor Ort. Dann gibt es Enttäuschung bis hin zu "Danke können wir nicht mehr brauchen".

Und wenn eine Gruppe so permanent eingespannt ist, geht das Fragen los: Wollen wir das? Können wir das? Haben wir genügend Leute, die immer Lust haben und in der Lage sind, alles liegen und stehen zu lassen, wenn es eine echte oder vermeintliche Katastrophe gibt? Was sagen deren Familie und Freunde dazu?

Katastrophen können JEDERZEIT passieren, also auch tagsüber und unter der Woche, wenn viele Hobby-Funker beim Arbeiten sind.
Welcher Arbeitgeber läßt seine Leute einfach so weg, wenn da mal wieder ein Einsatz ist? Fragt mal bei derörtlichen Feuerwehr , beim DRK, THW etc., die suchen verzweifelt nach Leuten, den viele Firmen können und wollen keinen mehr weglassen, weil sie am Endanschlag arbeiten, darf ja alles nix kosten.

Ich bin kein Fan vom DARC aber ich kann deren Argumentation schon verstehen, die möchten den Vorteil der Anerkennung - wissen aber aus eigener Erfahrung , wie schnell das Gegrummel los geht, wenn man zu zig Tagungen, Übungen etc. soll und im Ernstfall dann am Ende vielleicht gar nicht so berücksichtigt wird, wie man sich das erhofft hat.

Es gibt den DAKfCBNF (=Deutscher Arbeitskreis für CB- und Notfunk) - meines Wissens wurde er offiziell nie an irgendwas katastrophen- oder hilfsmäßigem beteiligt, obwohl es sogar ein einer Arbeitsgruppe Funkhilfe gibt / gegeben hat :-)
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Re: Zwangsverpflichtung der Funkamateure in Krisenfällen

#38

Beitrag von odo »

kevin_DL... hat geschrieben:
odo hat geschrieben:
kevin_DL... hat geschrieben:Aus gegebenen Anlass:
Wie kann man effektiv betriebsbereite Funkgeräte gegen einen EMP-Schlag schützen?
Gar nicht.

Sicher hilft nur eine ringsum dicht zugelötete/ zugeschweisste Metallkiste.

Alleine schon die Antennenzuführung in einen Bunker öffnet den "Kanal" für einen EMP.
Ich meine nicht unbedingt eine Atombombe. Ich meine mehr so was wie einen Blitzeinschlag in näherer Umgebung.

Das wäe ja nur ein "Pülschen".
Wie das die Elektronik schadlos überlebt zeigen täglich tausende "Handy"-Masten.

Die eingebaute Technik kenne ich allerdings nicht.
:wave: :wave:
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Tribbel X
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Re: Zwangsverpflichtung der Funkamateure in Krisenfällen

#39

Beitrag von Tribbel X »

Hallo Zusammen,

zu diesem Thema kann ich aus meiner Zeit als Funkclubvorsitzender etwas dazu erzählen.
In den 90er Jahren musste ich eine Veranstaltung straßenrechtlich auf unseren Landratsamt anmelden.
Dabei kam es auch zum Gespräch über unsere Funkaktivitäten sowie die Rolle von Funk bei Katastrophen ( Erbeben,kleiner lokaler Meteoriteneinschlag,Überschwemmung,größerer Unfall ect.).
Der Herr beim Landratsamt meinte das dabei auch die Möglichkeit besteht unseren Funkclub samt allen Mitgliedern zur Hilfe anzufordern. Die Anforderung zur Hilfe bekäme der Vorstand, der
wiederrum alle Mitglieder informiert bzw. "aktiviert". Ausnahmen wären nur,wenn Mitglieder schon woanders (Feuerwehr,DRK,Polizei,THW,auch private Hilfe ect.) Hilfe leisten würden oder sonst nicht in der Lage dazu sind.

Dies mal dazu und Allen noch 73,55 und das wir Alle von Katastrophen verschont bleiben.
Ein Tag ohne CB-Funk ist ein verlorener Tag, Leben und leben lassen !
Alexander
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Re: Zwangsverpflichtung der Funkamateure in Krisenfällen

#40

Beitrag von Alexander »

Hallo Henning, schreib mal zwischen Deinen Texten in anderer Farbe.
BravoDelta23 hat geschrieben:Hallo,

ich weite die Geschichte mal auf den CB-Funk aus :-)

Die Sache hat zwei Seiten:

Die positive: Wenn CB-Funker (resp. lizensierte Funkamateure) offiziell "anerkannt" wären, weil sie Hilfe per Funk leisten können, täte das dem Hobby CB-Funk / lizensierter Amateurfunk und den Funkern sicherlich gut, wenn sie später mal ein Problem oder einen Wunsch an die Politik haben. "Ach ja die lizensierten Amateurfunk / CB-Funker, die haben uns super geholfen, da helfen wir auch."

Ich glaube nicht, dass es an einer "offiziellen" Anerkennung des CB-Funkes scheitert, der Amateurfunk ist sogar ein anerkannter internationaler Funkdienst, da klappt das ja auch nicht, von Einzelaktionen abgesehen. Anerkennung erreicht man(manchmal) wenn man Anerkennung verdient hat. Henning wir beide, also Du und ich, waren gleich mehrfach in Positionen welches es uns ermöglicht hätten, für eine solche Anerkennung zu sorgen. Wir haben es beide nicht getan und müssen uns nun (wahrscheinlich) die Frage gefallen lassen, warum wir es nicht getan haben.

In der Praxis geht es schon los: Wie kann ein CB-Funker garantieren, daß seine wichtigen Nachrichten von A nach B durchkommen? Wie kann im CB-Funk für Ordnung gesorgt werden, wenn eine Gruppe helfen will und darf und andere CB-Funker darauf keine Lust haben und den Kanal ausgerechnet "für was anderes" nutzen möchten?

Beim Notfunk, das werden Dir andere (die besser Bescheid wissen als ich) bestätigen können, geht es an erster Stelle um die Ein-bzw. Unterordnung in eine Führungsstruktur. Um das zu können, muss man diese Strukturen kennen, dies geht nur durch ein gründliches dauerhaft wiederholtes Training. Die Reichweite der Funkanlagen ist sekundär, weil der Funker immer so eingesetzt wird, dass er seinen Bereich sicher versorgen kann. Dies ist das Grundprinzip einer jeden Notfall-Kommunikation.

Im Amateurfunk gibt es strengere Regeln, aber vermutlich gibt es auch da OMs/OWs, die gerade "keine Lust" auf Hilfsfunk haben. Müßte man den Funkmeßdienst der BNetzA auch gleich mit anfordern? :-)
Bei Betriebsfunk oder BOS-Frequenzen ist die Sache klar, da kann die BNetzA sofort durchgreifen. Beim CB-Funk könnte sie es vielleicht, mag sie aber nicht, weil das eine Schraube ohne Ende wäre.

Notfunk im Katastrophenfall ist alles in 99% der Fälle selbstregulierdend, da ist die BNetzA nicht nur im Wege sondern überflüssig, die Strukturen innerhalb der Katastrophenschutzverbände ist viel zu verfestigt.

Und da sind wir bei den negativen Seiten:

Weil Katastrophenhilfe organisiert und geübt werden muß, könnte es passieren, daß eine Hobby-Funk-Gruppe, die es geschafft hat, anerkannt zu werden, permanent zu Tagungen, Gesprächen, Übungen und und und gebeten wird und wehe, es ist von denen keiner vor Ort. Dann gibt es Enttäuschung bis hin zu "Danke können wir nicht mehr brauchen".
Und wenn eine Gruppe so permanent eingespannt ist, geht das Fragen los: Wollen wir das? Können wir das? Haben wir genügend Leute, die immer Lust haben und in der Lage sind, alles liegen und stehen zu lassen, wenn es eine echte oder vermeintliche Katastrophe gibt? Was sagen deren Familie und Freunde dazu?

Wenn sich jemand bereit erklärt seinen Mitmenschen in Katastrophenfällen zu helfen, wird er auch Wege finden diese Hilfe leisten zu können. Und auch die Arbeitgeber werden zu akzeptieren wissen, dass der Mitarbeiter zum Einsatz muss wenn es erforderlich ist. Dies gilt insbesondere zur Zeit, wo das Ehrenamt eine nachhaltige Unterstützung durch die Politik erfährt.

Katastrophen können JEDERZEIT passieren, also auch tagsüber und unter der Woche, wenn viele Hobby-Funker beim Arbeiten sind. Welcher Arbeitgeber läßt seine Leute einfach so weg, wenn da mal wieder ein Einsatz ist? Fragt mal bei derörtlichen Feuerwehr , beim DRK, THW etc., die suchen verzweifelt nach Leuten, den viele Firmen können und wollen keinen mehr weglassen, weil sie am Endanschlag arbeiten, darf ja alles nix kosten.

Dazu habe ich weiter oben schon mal meine Ansicht geschrieben, bei richtiger Ausführung bleibt dem Arbeitgeber gar nichts anderes übrig als den Helfer gehen zu lassen. Im übrigen werden die Helfer (siehe Hochwasser im Osten) unmittelbar im eigenen Wohn- bzw. Arbeitsbereich eingesetzt werden. Das heißt, die eigene Region wäre wohl betroffen. Bei der Notfallkommunikation kommt es hauptsächlich auf kleinzellige Strukturen mit Anbindung auf regionale und nationale Stäbe an.

Ich bin kein Fan vom DARC aber ich kann deren Argumentation schon verstehen, die möchten den Vorteil der Anerkennung - wissen aber aus eigener Erfahrung , wie schnell das Gegrummel los geht, wenn man zu zig Tagungen, Übungen etc. soll und im Ernstfall dann am Ende vielleicht gar nicht so berücksichtigt wird, wie man sich das erhofft hat.

Es gibt den DAKfCBNF (=Deutscher Arbeitskreis für CB- und Notfunk) - meines Wissens wurde er offiziell nie an irgendwas katastrophen- oder hilfsmäßigem beteiligt, obwohl es sogar ein einer Arbeitsgruppe Funkhilfe gibt / gegeben hat :-)
Ich habe an anderer Stelle meine Ansicht über den DARC geschrieben, ich kann also meinen Standpunkt dazu weglassen. Die Funkhilfe - innerhalb der von Dir benannten Organisation - war und ist eine Lachnummer, die immer wieder mit "postengeilen" aber "unfähigen" Figuren besetzt war. Mir ist nicht bekannt, dass auch nur ein einziges mal, auch nur eine Übrung zur Katastrophenhilfe in den vergangenen 30 Jahren durchgeführt wurde. Die Funkhilfe dort hat (hatte) nur eine Alibifunktion um das ..NF im Namen zu rechtfertigen.


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Re: Zwangsverpflichtung der Funkamateure in Krisenfällen

#41

Beitrag von Krenkel »

Kurz vor dem Zu-Bett-Gehen nur noch drei Anmerkungen von mir:
Alexander hat geschrieben:.... das schlimme an der Sache ist: Beide - die Behörden und auch der DARC - haben irgendwo recht, das ist die tatsächliche Eigenschaft, welche den Amateurfunk inkompatibel zur "organisierten" Hilfeleistung macht.
Mit dieser Einschätzung hast Du wohl recht. :(

Alexander hat geschrieben:Und was den Digitalen BOS-Funk angeht, in München sind die Probleme damit deutlich größer als der Nutzen.
Nicht nur in München, fast überall scheint es erhebliche Schwierigkeiten zu geben. Nachdem allerdings der politische Wille zur Einführung des Digitalfunks gegeben ist, wird es wohl kein Zurück mehr geben.
Wenn ich zehn, zwölf Jahre zurückdenke und mich an die damalige Digitalfunkdebatte erinnere ... von den Praktikern aus den HiOrgs war eigentlich kaum jemand dafür. Doch die Industrie (und einige Verbände bzw. Gewerkschaften) haben viel politischen Druck gemacht. Und die Industrie hat den Leuten das Blaue vom Himmel versprochen.
Ich entsinne mich noch einer Informationsveranstaltung in Berlin, die von einer Bundesbehörde organisiert wurde. Dort hat ein Vertreter der Firma M. den Digitalfunk in höchsten Tönen angepriesen. Damit könne man sogar durch dicke Schiffswände hindurch funken, was mit der herkömmlichen Technik nicht möglich sei. Auf meine anschließende Frage, ob er wisse, was ein Faradayscher Käfig ist, habe ich bis heute keine Antwort erhalten ...

Alexander hat geschrieben:Alleine (nach meinem Wissen) das THW lässt Funkamateure mehr oder weniger gleichberechtigt als Kommunikationshelfer zu.
Nicht nur das THW (da auch nur für Auslandseinsätze). Das DRK unterhält ebenfalls mehrere KW-Funkstationen, eine davon ist m.W. in Berlin disloziert.

Wer etwas tiefer in das Thema einsteigen möchte, dem sei noch das Buch "Not- und Katastrophenfunk auf Kurzwelle: Hilfsorganisationen und ihre Frequenzen" empfohlen, das auch viele internationale Beispiele darstellt (Schweden, Italien, Spanien, USA, Neuseeland u.a.).

:wave:
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Re: Zwangsverpflichtung der Funkamateure in Krisenfällen

#42

Beitrag von noone »

Zwangsverpflichtung der Funkamateure in Krisenfällen

Dafür muss es erst mal eine taugliche Notfunkinfrastruktur geben und der Funkamateur muss wieder wie ein Partner und nicht wie der letzte unmündige Depp behandelt werden !

Der DARC hat sich Ende es kalten Krieges aus der Notfunkgeschichte ausgeklinkt und per Vorwärtsgehorsam bei allen relevanten Themen zurückgesteckt ,die alten CB-Verbände (vor allem einer) auch!

Was soll Notfunk auch noch helfen, die Leute haben nur noch für max. 1Woche Essen und für 3-4Tage Trinkwasser zuhause und alles läuft auf Netzstrom, früher war man für 3 Wochen autark!
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Re: Zwangsverpflichtung der Funkamateure in Krisenfällen

#43

Beitrag von 13 GD 44 »

Hallo,
ich weiss ja nicht, wieviel der Antworter auf dieses Thema wirklich bei einer Katastrophe noch sendefähig sind. Ich bin bei einem Total- Ausfall (kein Strom usw,) auch keine Tankstelle geht mehr, noch mindestens 4-5 Tage sendefähig.Aber nur durch viele Akkus, Notstromversorgung und Vorrat an Betriebsmitteln. :tup:

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Re: Zwangsverpflichtung der Funkamateure in Krisenfällen

#44

Beitrag von 0kHz »

noone hat geschrieben:Dafür muss es erst mal eine taugliche Notfunkinfrastruktur geben und der Funkamateur muss wieder wie ein Partner und nicht wie der letzte unmündige Depp behandelt werden !
Genau hier sehe ich ein Problem. Theoretiker hat davon Vorstellungen, wie es gemacht wird und der Praktiker bekommt bei dessen Vorstellungen Schüttelanfälle.
13 GD 44 hat geschrieben:ich weiss ja nicht, …, Notstromversorgung und Vorrat an Betriebsmitteln.
Bist du bei dir zu Hause so abschüssig? :P

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Re: Zwangsverpflichtung der Funkamateure in Krisenfällen

#45

Beitrag von noone »

Die Frage ist dann:

Kann dich deine Gegenstation auf Kurzwelle beim dem QRM den PLC, Netzteile, Schaltwandler usw veranstalten noch hören?
Beim CB kommt dann noch Olga von der Wolga dazu, die hällt nix von der örtlichen Notlage in DL, sie versteht auch kein Deutsch und schaltet die Endstufe ein!

Strom ist kein Problem, der kommt heute von jedem 10ten Dach, ein 12V>230V /50Hz Netzstromsignal als Führungspannung (diese Campingteile zur Erzeugung von Netzstromersatz) für die Schaltwandler als Leitspannung (sonst weigern sich die Anlagen Netzspannung zu liefern) und man hat zumindest am sonnigen Tag satt Strom!
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